Die Faszination für das Überirdische/Unbegreifliche und ein besonderes Auge für die Schönheit der Natur sind bezeichnend für die Entstehungsgeschichte der Sternwarte Oberberg.
Zwei Brüder - ein Freigeist und ein Rationalist - erbauten die Sternwarte Oberberg in Eigenregie aus reinem Interesse und Selbstzweck. Was in den 50er Jahren mit dem Besuch eines Spiegelschleif-Kurses bei Hans Rohr begann, hat sich zu einer weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannten Sternwarte für Hobbyastronomen und damit zu einem wichtigen regionalen Kulturgut entwickelt.
Franz Stalder bestellte im Anschluss an die Präsentation über das Spiegelschleifen Material und eine Anleitung zur Herstellung eines 15cm Spiegels. Nachdem erfolgreich ein erster Spiegel und das dazu passende Teleskop gefertigt werden konnten, wagte man sich an einen deutlich grösseren Spiegel mit 30cm Durchmesser. So entstand ab dem Jahr 1983 das 2'400mm Newtonteleskop, welches noch heute das Herzstück der Sternwarte bildet.
In mehreren hundert Arbeitsstunden wurde der Spiegel durch Franz Stalder in eine perfekt parabolische Form geschliffen. Die Arbeiten wurden im Keller der Liegenschaft Geishalde ausgeführt. Gearbeitet wurde vor allem in den Nacht- und Abendstunden, da insbesondere die visuelle Überprüfung der Dunkelheit bedarf.
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Nachdem die langwierige Arbeit des Spiegelschleifens abgeschlossen war, musste ein zum Spiegel passendes Fernrohr gebaut werden und schliesslich auch ein Gebäude, das die Gerätschaften vor Witterungseinflüssen schützt.
Schon bald nach der Fertigstellung des Fernrohrraums im Jahr 1989 wurden erste Führungen angeboten. Die breite Öffentlichkeit sollte teilhaben an der Faszination der beiden Brüder. Auf Anmeldung wurden Gruppen und Vereine
von Nah und Fern empfangen. Die heute noch vorhandenen Hüttenbücher dokumentieren sämtliche Führungen in der Sternwarte Oberberg. Um auch bei schlechtem Wetter Führungen machen zu können, wurde im Jahr 1995 ein weiteres Sternwarte-Gebäude errichtet. Das neuere und grössere der beiden Gebäude dient vor allem Demonstrationszwecken und bietet die Möglichkeit für gemütliches Beisammensein
und einen regen Erfahrungsaustausch im Anschluss an die nächtlichen Beobachtungen. Peter Stalder nannte den neu geschaffenen Raum liebevoll "Theorieraum".
Schliesslich wurden bis kurz vor Peters Tod noch weitere bauliche Massnahmen getroffen, um die Sternwarte noch besser den Bedürfnissen der Besucher und anzupassen.
Nebst Fotografien wird die Entstehungsgeschichte der Sternwarte Oberberg auch durch unzählige Berechnungen und Pläne dokumentiert. Jedes Detail wurde genau vermasst, geplant und gezeichnet bevor man mit der eigentlichen Fertigung begann. Peter Stalder sagte dazu bezeichnenderweise: "Man muss immer zuerst mit dem Kopf arbeiten, bevor man mit den Händen arbeiten kann". Und so fand man kaum ein Blatt Papier auf der Liegenschaft Geishade, das nicht mit Skizzen, Berechnungen oder Briefvorschriften gefüllt war.
Seit dem Jahr 1997 und dem Tod von Franz Stalder wurde Peter Stalder nicht nur im Haushalt sondern auch bei der Bewirtung der Sternwartegäste durch seine Schwester Emilie unterstützt. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2011 führte sie den Haushalt auf der Liegenschaft Geishalde.
Schliesslich fand das Lebenswerk der Gebrüder Stalder stetig mehr Ansehen in der Region und darüber hinaus. So erstaunt es nicht, dass Peter Stalder im Jahr 2002 für das Lebenswerk von ihm und seinem Bruder den ersten Schüpfer Anerkennungspreis erhielt.
Im Jahr 2015 verstarb mit Peter Stalder auch der jüngere der beiden Erbauer der Sternwarte Oberberg. Testamentarisch verfügte er, dass die Sternwarte in der Form einer Stiftung weitergeführt werden soll. Die Faszination Weltall, wie sie die Gebrüder Stalder erleben durften, sollte auch der nächsten Generation erhalten bleiben.